Museum Alte Säge
Chronik der Brettersäge
bis 1884:
Von den älteren Leuten von Valens wird überliefert, dass bis ins Jahre 1884 auf dem Sagenboden, ungefähr eine Fussstunde oberhalb von Valens in Richtung Alp Zanai und Schindelboden eine Brettersäge in Betrieb war. Heute noch kann man unterhalb des Wanderweges einige hundert Meter vor dem Schindelboden am Sagenbach (daher der Name) ein Fundament, bestehend aus aufgeschichteten Steinen sehen.
Man muss sich heute schon fragen, warum stand diese Brettersäge so weit ab vom Dorf, denn die gesägten Bretter und Balken mussten mühsam mit Pferd und Schlitten und mit Manneskraft ins Tal gezogen werden. Der Grund war wohl der, dass an dieser Stelle das Rohmaterial, d. h. die Baumstämme und das Wasser für den Antrieb vorhanden waren. Wer diese Ruine einmal besichtigen will, kann beim Kurverein einen Kartenausschnitt verlangen, auf welcher die Stelle, wo damals die Säge stand, eingezeichnet ist. Heute ist sie keine grosse Attraktion, trotzdem aber kann man diese schöne Gegend bewandern und dabei gedanklich verbunden sein mit den Berglern jener sehr harten und kargen Zeiten.
1883 wohl stehen die Sagenblätter an dieser Stelle für immer still. Zurück bleiben Erinnerungen in Verbindung an diese gute alte Zeit. Ach könnte doch diese Ruine nur sprechen, denn wie so gerne würden wir lauschen der Worte über Freud und Leid aus jener Zeit.
1884/85:
Bau der neuen Säge beim Christus-Kreuz, hier an diesem Ort.
Die Leute der Dorfgemeinschaften Valens, Vasön und Balen-Gassaura stehen hier an diesem Ort und weihen die neue Säge ein. In der Mitte der Männer, Frauen und Kinder steht der Dorfpfarrer. Die gläubigen Bergler segnen die neue Säge und übergeben das Werk in Gottes Obhut. Man muss heute einfach wissen und auch akzeptieren, dass die Leute damals in grosser Demut und Dankbarkeit ihr Schicksal Gott anvertrauten.
Die Säge wurde durch die Gemeinde gebaut bzw. aufgestellt. Das Land gehörte der Ortsgemeinde Valens. Der Gatter wurde durch die Firma Hartmann aus Flums geliefert. Der Gemeinderat entschied sich nun, die Säge zu verkaufen. Es ist zu vermuten, dass sich verschiedene Bürger für den Erwerb und den Betrieb der Säge interessierten, weshalb sich der Ortsverwaltungsrat entschied, die Säge zu versteigern.
Im Jahre 1886 wurde die Säge von Fritz Rupp (genannt der Chilchafritz) zum Preise von CHF 4'410.– ersteigert. Der Regierungsrat des Kantons St. Gallen war an einer Sitzung vom 3.3.1886 der Meinung, dass dieser Preis zu tief sei und zwar in Anbetracht einer Schätzung von CHF 8'000.–. Die Valenser aber wehrten sich gegen die Einmischung seitens des Kantons und es blieb bei diesem Preis. Das Land blieb im Besitze der Ortsgemeinde. Es handelte sich also damals nur um ein Baurecht, damit die Gemeinde immer die Hand auf die Sache legen konnte, d. h. für die Gemeinde war das Wohl der Bürger wichtig und zwar vor allem, dass zu einem bestimmten Tarif, d. h. einen Tarif für die Ortsbürger und einen Tarif für die Auswärtigen (diese bezahlten mehr), gesägt wurde. Dieser Tarif wurde als Servitut im Grundbuch verankert. Beachtenswert ist die Höhe der Sägetarife. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass damals die Preise teilweise im Rappenbereich lagen.
Die Säge wurde durch Wasser angetrieben. Genau 59.13 Höhenmeter oberhalb der Säge auf der Gemeindeallmend Darieteren wurde ein Wasserbecken aufgemauert. Die Einheimischen nannten dieses Becken die „Sagagumpa“. Durch eine Druckleitung von nur ca. 10 cm Durchmesser wurde in der Säge ein sogenanntes „Schwungrad“ angetrieben und dieses Schwungrad trieb dann den Gatter mit dem Sagenblatt an. Im Wasserrechtskataster des Kantons St. Gallen ist von einer Bruttowasserkraft von 3.94 P.S. die Rede. Die Konzession für die Wasserkraft ist weiterhin im Besitze von Ferdinand Riedener.
Die „Wassergumpa“ war abgesperrt mit einem Bretterzaun. Die Mütter und Väter warnten damals ihre Kinder vor dieser Gumpa, denn man werde von der Druckleitung angezogen und in die Säge hinuntergespült, was, aufgrund des doch kleinen Durchmessers der Leitung, gar nicht möglich war. Die Wirkung war aber gut, denn in diesem Tümpel ist niemand ertrunken. Das Wasserbecken ist heute noch sichtbar, allerdings gefüllt mit Schlamm und Kies, dies auch eine Auswirkung des Strassenbaus in den Valenserbergen.
Mit dieser Wasserkraft konnten damals, gemäss Überlieferung vom heutigen Eigentümer Ferdi Riederer, lediglich ein bis zwei Sagenblätter angeschlossen bzw. betrieben werden, was für die damaligen Bedürfnisse auch genügend war.
7.10.1911:
Riederer Bonifaz, Balen-Gassaura (Grossvater vom heutigen Eigentümer Ferdi Riederer, Gemeindeammann) erwirbt die Sägerei mit Überbindung der Dienstbarkeiten, d. h. auch des überalterten Sägereitarifs. Die Sägereipreise wurden natürlich in der Folge an die Preisentwicklungen und die Wirtschaftskraft angeglichen. Als Kaufpreis wurden CHF 11'000 vereinbart. Eigentümerin des Landes blieb immer noch die Ortsgemeinde Valens.
29.12.1949:
Verkauf der Sägerei vom Vater Bonifaz Riederer an den Sohn Ferdinand Riederer, geb. 1916 (Vater vom heutigen Eigentümer Ferdi Riederer).
Elektrifizierung und Umbau der Sägerei. Der bestehende Wasserantrieb konnte beibehalten werden, d. h. der Wasserantrieb wurde einfach durch Zuschaltung von Antriebskraft, welche mittels Strom gewonnen wurde, verstärkt. Dies ermöglichte dem Betreiber, den Gatterl aufend zu erweitern und zwar von 2 Blätter bis auf 16 Sägeblätter. Mit diesem Ausbau konnten Baumstämme mit einem Durchmesser bis zu ca. 64 cm mit einem Durchgang zu Brettern oder Bauholz gesägt werden.
Ferdinand Riederer betrieb die Sägerei als Existenzgrundlage, denn als gelernter Möbelschreiner konnte er auf diesem Sektor keinen genügenden Verdienst erwirtschaften. Aus diesem Grunde war Ferdinand Riederer auch gezwungen, für Auswärtige zu sägen und vor allem sie mit Holz zu beliefern. So kaufte Ferdinand Riederer im Taminatal Holzrollen und transportierte die Stämme auf seinem Lagerplatz bei der Sägerei. Dieses Rundholz wurde dann auf Bestellung zugesägt und geliefert. Abnehmer von minderwertigem Holz war eine Kistenfabrik in Zürich. Feinjähriges Holz wurde für verschiedene Schreinereien in der Ostschweiz auf Wunsch nach Mass geschnitten. An Baufirmen lieferte man Schalungen und an Zimmereien Bauholz. Für die später angegliederte Schreinerei wurden verschiedene Harthölzer geschnitten. Viel Holz wurde auch benötigt für den Aufbau von einfachen Talhäusern und Ställen. Das Holz war in der hiesigen Gegend das wichtigste Rohmaterial.
1982:
Der Vater Ferdinand Riederer überlässt seinem Sohn Ferdi Riederer die Sägerei und Schreinerei.
Durch den starken Konkurrenzkampf im Sägereigewerbe stellt sich auch für die Säge Valens die Frage des Weiterbestehens. Der wichtige Lagerplatz für das Rundholz wurde für den Bau der Personalhäuser für die Klinik Valens schon Ende der 60er Jahre abgegeben.
Der vater Ferdinand Riederer, genannt der “Sagaferdi”arbeitete bis ins hohe Alter in der Sägerei mit.
Mitte der 80er Jahre erwarb Ferdinand Riederer Junior auch das Land zur Sägereiund Schreinerei von der Ortsgemeinde Valens, da ja bis zu diesem Zeitpunkt das Land immer noch der Gemeinde gehörte.
1990:
Die Sägerei wird durch den Sohn Ferdinand, dipl. Schreinermeister, stillgelegt. Die Druckleitung wird mit einem Zapfen verschlossen. Die Rohre der Druckleitung sind noch heute im Erdreich.
Verstummt ist der zischende Klang der Säge, zurück bleiben 105 Jahre Erinnerungen.
2002:
Die Säge wird abgebaut und für den Wiederaufbau gelagert.
2004/2005:
Der Kurverein Valens/Vasön unter der Leitung von Kurt Wyrsch beschliesst die Säge wieder aufzubauen und beginnt mit der Projektierung und der Geldbeschaffung.
24.06.2005:
Feierliche Einweihung der wieder aufgebauten Säge als öffentlich zugängliches Museum.